Wo ist ein Gott wie du

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Eine leere Wand inmitten einer Fassade. Eine Lücke. Die Lücke weist auf etwas hin, das wir vermissen: zeitgenössische Kirchenmusik in den Kirchen, die singbar und doch anspruchsvoll ist, die nicht manipuliert und die offen für uns und einen Gott ist, der auch jenseits von kirchlichen und theologischen Gebäuden wirklich ist.

In diese Lücke hinein haben wir ein Lied geschrieben. Dabei haben wir nicht geahnt, dass sich in der Zeit seiner Entstehung der gesellschaftliche Kontext so ändern wird, dass auch unser Lied andere Akzente erhalten würde. So ist Abwesenheit in der Pandemiezeit in vielen Bereichen unseres Lebens gegenwärtig geworden. Und in der Gesellschaft steht heutzutage das, was uns als Menschen jenseits von singulären Interessen und Wahrheiten durch unsere Blasen hindurch verbindet, mit besonderer Brisanz in Frage.

Wir, das sind Philipp Schulz, Doktorand am praktisch-theologischen Institut der Universität Leipzig, und Philipp Rücker, freischaffender Komponist und Saxophonist in Leipzig. Wir haben ein Kirchenlied geschrieben. Es ist ein Versuch: eine Art Suche nach der Suche nach Gott in Auseinandersetzung mit Bibel, Tradition und Gesellschaft. Kernbegriff unserer Arbeit ist dabei Offenheit gewesen. Wir haben mit Mitteln des Jazz die Gratwanderung zwischen Singbarkeit und Unerwartetem gesucht, insofern beides unserer Ansicht nach wesentliche Elemente von Kirche symbolisieren: Gemeinschaft und Glauben. Und auch sprachlich spiegelt das Lied unsere Situation in der Kirche wider: die Sehnsucht nach Glauben im Konflikt mit der Frage, ob eine solche Sehnsucht gegenwärtig statthaft ist.

Und allerdings, so ist unsere Überzeugung, kann Kirche ein Ort sein, in dem auch solche, vielleicht metamodern1 zu nennende Reflexivität, ihren Raum hat – freilich ohne die eigenen Grenzen aufzugeben. Für das Lied folgte daraus die Form des Gebets, insofern es den in sich selbst verkurvten Menschen in dieser Situation und seiner Suche doch immer vor Gott stellt. Dass hier etwas gefunden wurde, wollen wir nicht behaupten, dass etwas gesucht wurde, hingegen schon.

Wir möchten allen denjenigen danken, die an der Verwirklichung dieses Liedes mitgeholfen haben: Arno Krokenberger für den Orgelsatz, Randi Ramme für das Design von Mappe und CD, Hannes Groeneveld für die Tonaufnahmen, sowie allen Musikerinnen und Musikern des Jazzprojekts.

Sollten sie Interesse an dem Lied und dem Notenmaterial haben, melden Sie sich gern bei uns. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören. Es gibt neben der klassischen Version Melodie mit Akkordbegleitung auch einen passenden Orgelsatz sowie ein Arrangement für Chor (SATB) und Orgel ad lib.

1Vgl., van den Akker, R., Vermeulen, T., Anmerkungen zur Metamoderne, Uhlenhorst 2015.

Gesang: Ida Lina Wutzler
Klavier: Niklas Koppe
Saxophon: Philipp Rücker
Kontrabass: Philipp Schulz
Schlagzeug: Margot Cichy
Ton: Hannes Groeneveld (wiesel.audio/)