Vita


Philipp Rücker (*1990 in Berlin) ist ein überaus vielseitiger Komponist und Musiker, dessen Interesse und Liebe zur Musik vor keinen Genregrenzen halt macht. Als gelernter Jazz- und Pop-Musiker beschäftigt er sich heute gleichermaßen mit Musik aus Renaissance und Frühbarock, mit elektronischer Tanzmusik, Avantgarde- und Geräuschmusik und Klassik. Gerade im Musiktheater kann er diese Stilistische Vielfalt produktiv nutzen. Philipp Rücker wuchs im ländlichen Brandenburg auf und erhielt an der Musikschule der nächstgelegenen Kleinstadt Fürstenwalde (Spree) seine musikalische Grundausbildung. Im Spagat zwischen Feuerwehrorchester, Punkbands und Kammermusikensembles wurde hier der Grundstein für seine heutige, interdisziplinäre Arbeitsweise gelegt. Fortgesetzt wurde dies im Schulmusikstudium und dem anschließenden Saxophonstudium (Pop- und Weltmusik mit Klassik) an der HMT-Rostock (2009-2014). Im Masterstudium „Jazz/Rock/Pop-Komposition“ an der HfM Dresden (2015-2017) hat sich der Fokus auf Musiktheater herauskristallisiert und seine Fertigkeiten für Interdiszipliäres Arbeiten haben sich weiter verfeinern können. Heute machen freie Musiktheater-Produktionen, den Hauptteil seiner künstlerischen Arbeit aus, die er vor allem in seinem Wohnort Leipzig realisiert. In seinen Projekten und Stückentwicklungen ist er dabei oft sowohl als Dramaturg, als auch als Komponist/ Arrangeur und musikalischer Leiter tätig. Den Anfang für diese Art zu arbeiten machte 2017 die Musiktheaterbearbeitung von B. Travens Roman „Das Totenschiff“, die er im Rahmen seines Master-Abschlusskonzers zur Aufführung brachte, unter der Regie von Kay Liemann.
2019 entwickelten er, ebenfalls mit Kay Liemann, das performative Live-Hörspiel Moskau-Petuschki, mit dem sie 2020 und 2021 unter anderem beim internationalen Leipziger Hörspielsommer, im Ost-Passage Theater Leipzig, beim Festival Outs:de, sowie im bekannten Leipziger Club Distillery gastierten. Im Sommer 2022 wird dieses Stück unter dem Titel „Reise nach Petuschki: Rolling Theatre“ Wiederaufnahme feiern und mit einem Trabant als mobiles Bühnenbild durch die ländlichen Regionen Ost-Deutschlands touren.
Parallel zu Moskau-Petuschki folgte 2020 die Stückentwicklung und Inszenierung von „Schatz und Schande – eine Volkslieder-Theaterrevue der Liebe“ mit Kay Liemann in der Hauptrolle des „Christian“ und Regisseurin Leonie Sowa. Durch das Brennglas des fiktiven „Heimatvereins Rietznizsch e.V.“ und ihres Volkslieder-Abends wird in diesem Stück das Stadt-Publikum aufs Land geführt und mit den Lebensrealitäten der Provinz konfrontiert. Mit Hilfe von Spiel und Musik werden gesellschaftliche Trennungen für die Dauer einer Vorstellung performativ aufgehoben. Den Mysterien Heimat und Identität wird sich auf künstlerischem Wege fernab von Deutschtümelei oder erhobenen Zeigefinger genähert.
„Schatz und Schande“ blickt auf eine erfolgreiche Premiere und Spielzeit im Ost-Passage Theater 2020 zurück. 2021 hatten sie damit überaus erfolgreiche Aufführungen im Gewandhaus zu Leipzig und auf dem Freisprungfestival in Rostock.
2022 hat er außerdem als musikalischer Leiter, Arrangeur, Komponist und Dramaturg an dem Stück „Francesca Caccini: oder die Befreiung des Mannes von der Insel der Angst“ mitgewirkt, das im September 2022 Premiere feierte. Ein Musiktheaterstück über die vergessene italienische Komponistin Francesca Caccini und die politisch außergewöhnliche Zeit ihres Schaffens. Musikalisch wird dieses Stück ein Crossover zwischen Frühbarock und heute, zwischen italienischer Oper, Rezitativ, Hip-Hop und elektonischer Musik. (Regie: Leonie Sowa)
Im Zentrum seiner Projekte steht oft bereits vorhandenes Material: Historische Stoffe, Lieder, Literatur oder Musikwerke aus vergangenen Zeiten, das für heutige Zuhörende aufbereitet und unter heutigen Blickwinkeln neu dargestellt wird.